Fachartikel | Ehe | 8 min lesen
Author: R.L., Juni 2021
Inhalt:
Was eine Ehe wirklich ist?
Ehepartner entwickeln ein Wir-Gefühl
Die Ehe läuft nicht von selbst
Das Zusammenleben aushandeln
Miteinander sprechen
Gemeinsam oder allein?
Der Alltag als Gift für die Ehe?
Was tun?
Was eine Ehe wirklich ist?
Nach Schweizerischem Zivilgesetzbuch (ZGB) bilden die Ehegatten eine eheliche Gemeinschaft. Was heisst das? Ist die Ehe ein Zweier-Team, das sich zum Ziel gesetzt hat, einige bestimmte Aufgaben im Leben gemeinsam anzugehen und das sich nach getaner Arbeit wieder auflöst?
Eine Ehe ist weit mehr als das!
Gemäss ZGB verpflichten sich die Ehepartner, einvernehmlich zusammen-zuwirken. Ehepartner schulden einander Treue und Beistand, steht in diesem Gesetz. Man hat es hier also nicht mit einem Team zu tun, in dem die Rollen verteilt sind.
Das Ehepaar hat sich aber aus wirtschaftlichen und anderen Gründen einen Plan zurechtgelegt, um sich selbst in dieser Gesellschaft zu erhalten und zu schützen. Auf dieser Grundlage erhoffen sich die beiden Partner eine Chance, in einem ganz bestimmten Bereich ihrer Existenz besser zu überleben. Wer ein Team zerstört, zerstört ein Projekt. Wer die Ehe zerstört, zerstört die Zivilisation.
Ehepartner entwickeln ein Wir-Gefühl
In der Ehe wollen die beiden Partner einige ihrer Lebensträume erfüllen. Dabei ist ihnen klar, dass sie dies allein nicht schaffen.
Sie müssen sich gegenseitig unterstützen und absprechen, um schwierige Situationen bewältigen zu können. Dies schliesst mit ein, dass jeder Ehepartner sich auf einer selbstbestimmten Grundlage entscheidet, dass er sich auch für die Erreichung der persönlichen Ziele des Gegenübers einsetzen will.
Die Ehe läuft nicht von selbst
Mit der Zeit hören die Leute auf, sich ihre Beziehung weiter vorzustellen, auszubauen und zu planen. Und in dem Moment, wo sie nicht mehr an ihrer Ehe arbeiten, existiert diese nicht mehr. Eine Ehe, die sich nicht weiterhin als Ehe erschafft und in Szene setzt, wird sich sehr bald abschaffen.
Ehepartner glauben oft, dass ihre Beziehung nach der Heirat automatisch und ganz von selber läuft. Sie denken, dass ihre Ehe ohne ihr eigenes Mitwirken zusammenhält. Dem ist nicht so.
Eine Ehe ist etwas, deren Existenz immer wieder ins Leben gerufen und dann aufrechterhalten werden muss.
Das Zusammenleben aushandeln
Wenn ein Paar heiratet, tun beide etwas sehr Abenteuerliches, über das sie wenig oder nichts wissen. Es warten eine Menge Überraschungen auf sie, die bewältigt werden müssen.
Um das Spiel der Ehe zu spielen, müssen einige Regeln geschaffen werden.
Die Partner tun gut daran, Abmachungen zu treffen darüber, was richtig und was falsch ist, was moralisch und was unmoralisch ist – mit anderen Worten, was zum Überleben ihrer Ehe beitragen wird und was für das Überleben ihrer Ehe destruktiv ist und ruinös ist.
Miteinander sprechen
Eine eheliche Beziehung muss gepflegt werden! Sie ist in hohem Masse abhängig von der Fähigkeit und dem Willen der Ehepartner, miteinander zu kommunizieren.
Ganz gleich, worüber man spricht – Kommunikation ist unumgänglich.
Es zahlt sich immer aus, sich dafür Zeit zu nehmen.
Zeit, in der man ungestört eine halbe Stunde miteinander spricht und sich das erzählt, was einen bewegt. Das mag zunächst ungewohnt sein. Aber schon bald wird man sich auf dieses Gespräch freuen. Diese Gelegenheiten können zu einem Ritual werden, das die Partner nicht missen möchten. Je häufiger und ungezwungener solche Aussprachen inszeniert werden, desto selbstverständlicher und natürlicher schaffen sie sich ihren Platz in der gemeinsamen Zeit.
Gemeinsam oder allein?
Räumliche Nähe kann in einer Ehe zu einem Problem werden. Die Ansprüche und Vorstellungen von dieser Räumlichkeit, dem räumlichen Beisammensein, können durchaus unterschiedlich sein.
Auch in der Ehe herrschen Spielbedingungen: Es gibt ein Spielfeld, es gibt Freiheiten und es gibt Absichten. Keine Regierung, keine Wissenschaft und keine Philosophie kann und soll Vorgaben und Rahmen schaffen, an die sich die Ehepartner zu halten haben. Da sind die Betroffenen selber gefordert. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die gemeinsame Lebenszeit, die immer wieder neu arrangiert werden muss. Der Eine wünscht sich viel gemeinsam verbrachte Zeit. Die Andere braucht mehr Rückzugsmöglichkeiten. Wie auch immer:
Es braucht Absprache und Kompromisse.
Ein Spiel ohne Grenzen gibt es nicht.
Was kein Grund ist, dabei ernsthaft und pingelig zu werden. Aufbauende Gespräche schaffen es auch hier.
Der Alltag als Gift für die Ehe?
Wenn die Verliebtheit, das Aufregende und Neue seltener geworden sind und der Alltag eingekehrt ist, – wenn Pflichten und Gewohnheiten zur Regel geworden sind, – beginnt sich die Ehe wie eine Maschine zu verhalten. Vieles hat sich automatisiert. Und wird bald einmal als langweilig empfunden. Das Eheschiff ist im berühmten Hafen gelandet und dümpelt in seichten Gewässern vor sich hin.
Manche Betroffene verspüren in dieser Situation den Drang, ihre Ehe reparieren zu müssen. Sie stellen sich das so vor wie bei einer Maschine: Den Hebel ansetzen und fest drücken… Mit Verlusten muss gerechnet werden! Da fliegen dann oft die Späne und es wird laut. Aber eben:
Wir wollen keine bessere Ehe-Maschine. Wir wollen viel eher ein lebendiges Spiel, für das es sich lohnt, Energie und Zeit einzusetzen.
Mit neuen Ideen, vielen Gesprächen und der nötigen Menge Respekt vor dem Partner bekommt man das Schiff wieder in die offene See.
Was tun?
Im Anfängergeist gibt es viele Möglichkeiten. Im Geist des Experten gibt es wenige. Das sind die wichtigsten Massnahmen, mit denen sich Schwierigkeiten in der Ehe meistern lassen:
- Bewertungen vermeiden
Eine Bewertung bedeutet häufig das Herumschieben von Standpunkten. Sie: Ich mag Gartenblumen. Er: Wirklich? Das erstaunt mich!
Unsere unterschiedlichen Ansichten und Interpretationen liefern den Zündstoff für endlose Missverständnisse und Konflikte. Hier geht es darum, Bewertungen offenzulegen und zu vermeiden. - Abwertungen unterlassen
Abwerten heisst, etwas kleiner zu machen, als es tatsächlich ist; etwas nicht beachten, was Beachtung verdient. Er: Ich habe eine Lohnerhöhung erhalten! Sie: Gehen wir heute Abend ins Kino?! - Nur das einfordern, was man selber zu geben bereit ist
Im Grunde genommen heisst das auch, mehr zu geben, als vom anderen erwartet wird. - Den Andern respektieren!
Respekt ist aktiver als Toleranz: Ich bemühe mich darum, die Welt aus der Perspektive des Partners zu betrachten. - Offen sein für neue Ideen
Das heisst die Bereitschaft mitzubringen, offen zu sein für andere Perspektiven, offen dafür, die eigenen Vorurteile in Frage zu stellen. - Zuhören
Das bedeutet: Ich lausche dem Partner ohne Vorbehalte. Damit wird er eingeladen, seine eigene Welt vertrauensvoll sichtbar zu machen. - Den Partner erkunden
Ich gebe meine Rolle als Egozentriker auf und entwickle echtes Interesse an dem, was anders ist als ich es bereits kenne. Damit ist eine Haltung von Neugier, Achtsamkeit und Bescheidenheit gemeint. „Ich weiss nicht, doch möchte ich gerne darüber erfahren.“
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Finden Sie mehr über sich selbst heraus und wie Sie Ihre Beziehung oder Ehe verbessern können.
Sehr konstruktiver, sehr brauchbarer Artikel. Mit nützlichen Tipps, die sich tatsächlich umsetzen lassen. Was mir besonders gefällt: Einfachheit. Ehe nicht kompliziert dargestellt, wie man sie leicht einschätzen könnte, wenn man Ehen beobachtet.
Da chummt öpper druus. Mit viu Liebi zur Gattig Mönschä gschriebä. Merci.
Da chummt öpper druus. Mit viu Liebi zur Gattig „Mönsch“ gschriebe. Gfaut mer.
Greetings! Very helpful advice within this post! Its the little changes that make the greatest changes. Thanks a lot for sharing!